Ein Tag am Meer. Äh nein, im Zoo.
Wien. Schönbrunn. Fr, 08.09.2023. 25 Grad, Sonnenschein. Die Frisur hält.
Laut dem jährlichen Index des Economist ist Wien die lebenswerteste Stadt des Jahres 2023. Vielleicht hat sich manch einer drüber gewundert, beschwert oder lustig gemacht, denn ja, natürlich gibt es auch den Wiener Grant, den oft eigenwilligen Wiener Schmäh, den manches mal unverständlichen Wiener Dialekt. Doch das heißt ja nicht gleich, dass wir alle unfreundlich sind. Ganz im Gegenteil, eigentlich ist all das sogar sehr charmant und der Grantler, egal aus welchem „Hieb“ er/sie ist, ist ein alt Wiener Kulturgut.
Wie auch immer man zu der Bundeshauptstadt und seinen BewohnerInnen steht: Eines hat Wien auf jeden Fall: Einen wunderschönen Tiergarten an der Grenze vom 12. zum 13. Gemeindebezirk. Den Zoo Schönbrunn. Täglich öffnet der Wiener Zoo um 9 Uhr seine Tore – 365 Tage im Jahr – auch an Feiertagen, egal ob die Sonne scheint, es regnet, hagelt oder schneit. Er wurde 1752 von den Habsburgern gegründet und ist der älteste noch bestehende Zoo der Welt.
Nicht verwunderlich ist der große Anteil an sehr jungen Besuchern, die mit großer Faszination, riesen Kulleraugen und sehr viel Freude in die Welt der Tiere ein- und auch mal abtauchen. Meine kleine Nichte Lotte stand somit bei einem ihrer ersten Besuche staunend eine gefühlte Ewigkeit vor der Glasscheibe der Robben und sah denen beim vergnügten Schwimmen zu. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob sie wirklich so viel sah oder nicht auch einfach nur der Wasserbewegung im Becken diese Freude abgewann. Warum hier soviel kleine muntere Gäste herumlaufen? Der Eintritt ist bis 6 Jahre frei. Tolle Sache!
Nachdem sich der Kauf einer Jahreskarte schon bei nur 3(!) Besuchen im Jahr rechnet, bin ich – und auch meine Schwestern – seit Jahren im Besitz einer solchen. Was uns aufgrund flexibler Arbeitszeiten auch einfach mal Spontanausflüge in diese wunderbare Welt der Tiere ermöglicht. Denn es gibt auch als Erwachsener kaum was Entspannenderes als einfach mal durch den Zoo zu schlendern, die Tiere zu beobachten, zu schauen, was es Neues gibt und zu entschleunigen.
Somit geschah es gestern Abend, dass ich mich mit meiner jüngeren älteren Schwester für heute früh vor dem Hietzinger Tor verabredete. Schon der Spaziergang durch das historische imperiale Parkareal bis zum Zooeingang ist FANTAstisch [pun intended]. Zudem ist heute der Wettergott ganz klar auf unserer Seite, es gibt strahlenden Sonnenschein bei rund 25 Grad am Vormnittag. Und ich werde euch nun ein bisschen in unser Schönbrunner Sommer Wunderland mitnehmen.
Der erste Weg führt Constanze und mich IMMER ins Koalahaus. Auch wenn die Giraffen vis-a-vis gerade heraußen sind, die ja auch Jungtiere haben zur Zeit (Babytiere sind immer gaaaaaaaanz toll), aber die Giraffenbabies, die am 12. Juli auf die Welt kamen (direkt in Schönbrunn) sahen wir schon beim letzten Besuch. Nach Elefanten und Nashörnern zählen Giraffen übrigens mit etwa 15 Monaten zu den Landsäugetieren mit der längsten Tragzeit.
Bei den Koalas ist es sehr lustig, denn es gibt nicht viel zu sehen, aber doch wieder so viel zu sehen. Diese stoische Ruhe der kleinen grauen Tierchen, die so aussehen als würden sie gleich im Sitzen, Liegen, Schlafen jeden Moment vom Baum fallen, sind einfach „too cute“. Und das lustige ist, so ein Koala löst schon mit einem Zucken im „kleinen Finger“ einen Begeisterungssturm bei den Bewunderern auf der anderen Seite ihrer Glasscheibe aus. ES HAT SICH BEWEGT! JA, ES HAT SICH BEWEGT! Koalas bewegen sich nämlich außer zum Fressen gar nicht sooo viel. Leider ist das Jungtier der hier abgebildeten Koalamama kürzlich verstorben. Die Todesursache war eine Cryptococcus-Infektion, die leider auch in der Wildbahn häufig vorkommt. Das ist ein infektiöser Hefepilz, der weit verbreitet, vor allem auf Eukalyptus, vorkommt.
Und wenn ich gerade vor diesen Kuscheltieren stehe, kann ich nur Lotte von letztens zitieren. Im Gespräch mit meiner Mum bei sich zuhause meinte sie auf einmal aus dem Nichts heraus: „Ich LIEBE Koalas!“ „Und was fressen Koalas?“ „BAMBUS!“ „Nein. Den fressen die Pandabären.“ „EUKAPLYPTUS! Ich LIIIIIEBE Eukalyptus.“ Ich sag ja, selbst ein paar kleine grüne Zweige eines giftigen Strauchs, für das man eine spezielle Koalaverdauung braucht, können bei Kindern nach einem Zoobesuch schon Begeisterung und Entzücken hervorrufen.
Koalas sind im Bezug auf ihre Nahrung sehr wählerisch und haben starke Vorlieben für bestimmte Eukalyptusarten. In Australien gibt es über 600 verschiedene Eukalyptussorten, von denen die Koalas jedoch nur eine geringe Anzahl als Nahrung akzeptieren. Je nach Region ist es manchmal nur eine und nie mehr als zwei oder drei Eukalyptusarten, die von den dort ansässigen Koalas regelmäßig als Futterquelle genutzt werden (Eukalyptus ist wohl der bevorzugteste Nahrungsbaum der Koalas).
Gut, weiter gehts, entlang der vielen Parkbänke, deren Aufschrift man auch kaufen kann, erstmal ohne klares Ziel. Und das ist gut so. Immer zu überlegen „was ist mein nächstes Ziel?“ und dann dort mit Druck hinzulaufen stresst doch nur. Wir plaudern bei diesem Besuch sehr viel, während wir einfach nur gehen und genießen.
Bild: Parkbankwidmung. Mehr Infos dazu hier.
Der Weg ist das Ziel und er bringt uns als nächstes zu den Nilpferden, ein favorisiertes Tier meiner Schwester. Diese haben gerade frisches Heu bekommen und mammeln gemütlich vor sich hin. Neben uns stellen sich zwei (scheinbar) Schülerinnen, die auch gerade im Zoo unterwegs sind mit ihrer Klasse, eine interessante Frage:
„Was machen denn diese Vögel immer bei den Flusspferden?“ Nun, hierzulande sind die Vögel einfache Krähen, ansonsten hört man gern von sogenannten Madenhackern, die sich – wenn das Flusspferd frisst – gerne auf seinen Rücken setzen und Schädlinge aus seiner Haut picken. Das lassen sich die Flusspferde gern gefallen. Oft picken die Vögel auch Reste vom Essen aus den Mäulern der Nilpferde. Eine klassische win-win-Situation.
Nun einen kleinen Abstecher zu den Pinguinen, ich liiiiiiiebe Pinguine, das sind einfach wunderbare Tiere! Pinguine sind nicht nur toll, weil sie so stromlinienförmig sind im Wasser; dort schießen sie pfeilschnell durch die Gegend. An Land watscheln sie unsicher, sind schwerfällig. Man findet sie einfach sympathisch, irgendwie ein bisschen menschlich. Danach geht’s weiter zu dem alten Eisbären, der gerade in der Sonne tanz.
Und dann, dann ist es fast 10 Uhr. Um 10 Uhr beginnt das tägliche Ritual des Elefantentrainings. Eine Zoomitarbeiterin erzählt dabei über die Elefanten, ihre Art (afrikanische), ihre Erkennungsmerkmale, ihre Gewohnheiten und ihr Training, während andere Mitarbeiter sich um das Clickertraining, die positive Verstärkung (Belohnung mit Apfelstücken) und die Reinigung der Elefantendame kümmern. Und das ist einfach jedes Mal wieder sooo ein Genuß das anzuschauen. Aber macht euch selbst einen Eindruck von der tollen Leistung dieser afrikanischen Elefantin (gerne auch live, täglich um 10 Uhr im Elefantenhaus):
Und dann schlendern wir weiter, schon fast wieder auf dem Weg zum Ausgang, vorbei an den Gibbons (auch so coole Tiere! Und so geil wenn sie grad aktiv in den Bäumen rumturnen. Auch speziell ein Hingucker für alle Kinder). Weiter – denn einen Punkt wollte ich heute noch besucht haben, der mir bisher nie aufgefallen war: Das mittlerweile neue Haus für geschmuggelte Chamäleons, Geckos & Co.
Hier sehen wir zuerst die Papageien in ihren Käfigen und dann im Außenbereich eines der genialsten Tiere ever: Das Dreihornchamäleon! Früher wollte ich immer ein Chamäleon als Haustier haben. Oder eine Bartagame. Dieser Wunsch blieb mir aber immer verwehrt. Warum wohl? Heute bin ich froh keines dieser exotischen Wildtiere zu halten. Die sind in Schönbrunn – wenn auch dort eingesperrt – sicher besser dran.
Zuletzt besuchen wir noch die Orangerie, wo die Orang Utans leben und haben großes Glück: Das Muttertier mit ihrem winzig kleinen jungen Affenbaby um den Bauch bewegt sich gerade durch das Gehege und wir bekommen einen super Blick auf das minikleine kahlköpfige süße Wesen. Sein Vater Vladimir ist leider im Februar gestorben. Man kann sich kaum vorstellen wie klein diese Menschenäffchen sind wenn sie so jung sind … Leider hab ich kein Bild, auf dem man das kleine behaarte Mädchen gut erkennen kann, hier hat das Glas leider sehr.org gespiegelt.
Hier aber der Link zu einem Video von der süßen kleinen Dame.
Gemütlich wandern wir nun zum Schluß sehr zufrieden, erholt, erheitert und glücklich wieder zurück zu den Öffis. Zu einem Knotenpunkt der Wiener Linien, den ich schon sehr früh in meinem Leben kennenlernen durfte: Der Kennedy Brücke, u.a. U4 Station Hietzing.
Links:
Bilder und Videos: (c) 2023 Theresa Hauser